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Dass hinter dem bunten Treiben ein heller Kopf mit allerhand fortschrittlichem Denken befand, wird manchem erst recht spät, anderen nie klar. Und so recht gewinnt man nicht den Eindruck, dass Gwyneth Gibby, die 1996 Marquis de Sade verwirklichte, das verstanden hat. Dieser semi-biographische Film versucht zwar, dem lüsternen Adligen einen gebildeten und bedeutsamen Anstrich zu verpassen, heraus kommt jedoch eher das Bild eines Pseudo-Philosophen. Nick Mancuso hat zu keinem Zeitpunkt die Ausstrahlung, die eines intelligenten Marquis würdig wäre, sondern wirkt eher wie ein verstoßenes Mitglied der Village People. Zu allem Überfluss hat Gwyneth Gibby nicht nur mit Nick Mancuso in die Schüssel gegriffen, sondern auch was die Story angeht. Als Regisseurin liegt es in ihrer Verantwortung, das Drehbuch angemessen zu bewerten und dementsprechend zu verfilmen. Der Mischmasch aus de Sades Biographie und Fiktion, die offenbar an manchen Werken des Mannes mit dem Hang zur Dekadenz angelehnt wurde, erweist sich als wenig sinnvoll und nicht zielführend. Dass sich letztlich eine Art Krimi entwickelt erhöht zwar die Aufmerksamkeit des Zuschauers, ist gleichzeitig jedoch auch ein Beweis dafür, dass offenbar selber nicht so recht klar war, was aus dem Stoff gemacht werden sollte.
Uneinheitlich zusammengefriemelt, aber, es soll nicht verschwiegen werden, mit durchaus sinnlichen Szenen, kann sich Marquis de Sade letztlich nicht einmal im durchschnittlichen Bereich ansiedeln. Man muss jedoch auch Fairness walten lassen, und dem Film bei allen Schwächen eine gewisse Kurzweil zugestehen. Dennoch bietet das Leben de Sades mehr, als in dieser relativ plumpen Umsetzung gezeigt wird.
4,5 von 10 Punkten
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